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Einblick in die Heilige Stadt

In «Al Quds – The Workshop» hält Raff Fluri, Operateur aus Burgdorf, ein­drück­liche Bilder seines Workshops für Filmvorführer in Jerusalem fest. Einer­seits ist der Film ein «sehr persönliches Projekt», andererseits aber ist er ein Zeug­nis der sozial-politischen Situation in der Heiligen Stadt.

Der Burgdorfer Raff Fluri hat in Jerusalem während einer Woche Filmvorführer unterrichtet. Mit dabei hatte er seine Videokamera. Aus dem filmischen Material ist «Al Quds – The Workshop» entstanden, der am Donnerstagabend in der Kinemathek Lichtspiel in Bern Premiere feierte.

An die 80 Zuschauer kamen zur Filmpremiere von «Al Quds – The Workshop». Raff Fluri begrüsste sichtlich erfreut nicht nur das Publikum, sondern auch Sayel Jarrar aus Nazareth, Palästina, den er via Skype hinzugeschaltet hatte. Sayel Jarrar ist technischer Manager des «Cinema Jenin» in Jenin, Palästina, und hatte zusammen mit acht weiteren Film- vorführern am Kurs in Ost-Jerusalem teilgenommen. «Im Cinema Jenin hatten wir einen Projektor und 35-mm-Filme, aber niemanden, der das Gerät bedienen konnte», berichtet Sayel Jarrar auf Englisch. «Deshalb musste Raff nach Jerusalem kommen und uns zeigen, wie das geht», sagte er. Dank einer Bewilligung für den Workshop konnte er als Palästinenser in Jerusalem überhaupt einreisen.

DIES WAR DIE INTENTION und gleichzeitig auch eine der grössten Schwierigkeiten: alle Teilnehmenden in der Heiligen Stadt zusammenzubringen. «Für einige wie zum Beispiel Saleem Abu Shaeera aus Gaza war es das erste Mal überhaupt in Jerusalem», so Raff Fluri. «Viele von ihnen fanden sich als Touristen im eigenen Land wieder.»

Die Kamera, die Raff Fluri mitgenommen hatte, um die Kursinhalte zu dokumentieren und sie somit für die Teilnehmenden auch zu einem späteren Zeitpunkt einsehbar zu machen, hielt schliesslich weit mehr als nur den Unterricht fest. Sie begleitete die Gruppe auf ihren Ausflügen in die verschiedenen Quartiere Jerusalems und am letzten Tag des Workshops auf den Ausflug nach Jenin. Dort wollte Raff Fluri die Gruppe auf die Digitalisierung der Kinos vorbereiten. Allein die Reise stellte sich aber als kleines Abenteuer heraus.

Der Film nimmt Raff Fluris Kurs für 35-mm-Filmvorführer als Ausgangspunkt und gibt einen Einblick in die sozial-politische Situation in der Heiligen Stadt. Er lässt Raum für die Kursteilnehmenden und lässt sie zu Wort kommen, allen voran die palästinensischen Filmemacher Rima Issa und Ramzi Hazboun. So ist «Al Quds – The Workshop» mehr als ein Dokumentarfilm über den Kurs für Operateure. Er ist ein Zeugnis der sozial-politischen Situation in Jerusalem geworden. Vor allem aber ist er ein subjektiver Reisebericht. «Und ein sehr persönliches Projekt», sagt Raff Fluri.

IM RAHMEN EINES schweizerischen-palästinensischen Kulturaustausches des Departements für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza hatte Fluri 2012 den Auftrag, Filmvorführern aus Palästina zu zeigen, wie aus einer 35-mm-Filmrolle eine Kinoprojektion entsteht. Mit Geduld und Leidenschaft für den analogen Film zeigte der Burgdorfer Operateur den neun Teil- nehmenden während einer Woche, worauf sie zu achten haben und wo die Tücken liegen. Der Kurs fand im Yabous Cultural Centre in Ost-Jerusalem statt. «Es ist ein schönes, neu gebautes Kulturzentrum mit Konzertsälen, Bibliotheken, Kunstausstellungen und natürlich dem Kino Al Quds, in dem seit ein paar Wochen nun auch eine digitale Anlage steht», so Fluri.