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«Es ist eine Obsession»

Fritz Breiter stellt wieder aus und erzählt auf einem Rundgang in seinem Atelier in Langendorf über sein Leben und seine Arbeit.

«Es ist eine Obsession», sagt Fritz Breiter zu seiner Art der künstlerischen Auseinandersetzung. Er ist ein disziplinierter Sammler, ein Bewahrer, ein Schöpfer. Bereits als er ein Junge war, sagten die Leute seiner Mutter, der Sohn gehöre auf eine Kunstschule. Heute ist er ihr dankbar, dass sie ihn nicht dorthin geschickt hat. «Ich habe nie etwas verkaufen müssen, bin komplett autonom und habe keine Galerie», so Breiter.

Er habe unendlich viel Zeug. Ein ganzes Haus und zwei Depots voll. «Früher hatte ich drei Wohnungen, wo ich alles ausbreiten konnte», schildert er. Es sind Dinge, die er findet, die er kauft, die ihn interessieren. Darunter hat es in Vergessenheit Geratenes, vermeintlich Ausgedientes, Antiquiertes. Schuhleisten, Aluminium-Gefässe, ein Modell einer Wirbelsäule, Musiknoten, Bücher, Zeitschriften. Breiter schafft Kategorien, ordnet, stellt Verbindungen her, transformiert und erschafft Neues.

Aus seinem immensen Fundus heraus macht er seine Installationen, wie sie zurzeit im Künstlerhaus S11 in Solothurn zusammen mit Arbeiten von Johanna Näf aus Luzern zu sehen sind. Beim Gang durch das Atelier greift er wie zufällig nach einem Holzkistchen. «Diese Käseschachtel hat Johanna auch verwendet», sagt Breiter und schaut die Schatulle von allen Seiten an. Philadelphia steht mit violetter Stempelschrift darauf. «Wenn ich früher daran gedacht hätte, hätte ich in der aktuellen Ausstellung damit etwas gemacht.» Er und Näf hätten tatsächlich eine gewisse Seelenverwandtschaft, konstatiert er.

«Ich werde nie zu einem Rentner werden»

Breiter kam 1960 nach Langendorf, als junger Uhrmacher. 1939 in Innsbruck geboren und bei seiner Grossmutter in Tirol aufgewachsen, absolvierte er im Alter von 14 bis 17 Jahren die Uhrmacherschule nahe der tschechischen Grenze. Es folgte der österreichische Militärdienst, bis er dann mit seinem Werkzeug aufbrach und über Zürich nach Langendorf kam. Nach einer kurzen Zeit beim Grossbetrieb Lanco verliess er die Uhrenindustrie zugunsten des Maschinenbaus. Am Abendtechnikum liess er sich zum Maschineningenieur ausbilden und arbeitete fortan bei Sulzer. Bis zu seinem 48. Lebensjahr, als er durch den Verkauf historischer Gemälde, genauer von Bildern eines venezianischen Portraitmalers aus dem 17. Jahrhundert, ein so gutes Geschäft machte, dass er sich vom Berufsleben zurückzog. Er wusste schon damals, dass er nie Rentner werde, sagt Breiter.

Im Handelsregister ist er als Kunsthändler eingetragen. «Einer, der Kunst ‹händelt›, in die Hand nimmt», präzisiert er. Es liege ihm aber nicht, anderen Kunst näher zu bringen, zu erklären. Dadurch distanziert sich Breiter vom Kunsthändler im eigentlichen Sinn und manifestiert damit auch seinen subtilen Sinn für Humor. Schalk und eine sympathische Portion Selbstkritik ist zu erkennen, wenn er von seinen Marotten, seiner Rechthaberei und von sich als Kindskopf spricht. Er greift nach einem alten Zählrahmen und wischt mit der Hand liebevoll den Staub weg. «Ich habe noch viele davon», kommentiert er, «aber das hier ist ein Prachtexemplar.»

Autonomie ist dem Künstler wichtig

Müsste Breiter ein Fazit ziehen über sein bisheriges Leben, so würde er sich als sehr zufrieden bezeichnen. «Ich bin gern alt», sagt er, «möchte nicht mehr 20 sein.» Er bedauere die, die meinen, man könne dem Alter entgegenwirken. Als Alpinist habe er allein den Eiger und das Finsteraarhorn bestiegen, erzählt er. Autonomie – das sei ihm wichtig, er habe sie stets gepflegt. «Wie viele Leute sind fremdbestimmt, und merken es nicht einmal», sinniert er, während er im Garten seines Biedermeier-Hauses am Waldrand von Langendorf Sonne tankt. Hier draussen am Tisch arbeitet er, weil er am Abend alles wieder hineinräumen müsse. Alle anderen Tische seien belegt. Und er arbeite nur bei Tageslicht, auch sonntags, denn er habe immer zu tun.

Ausstellung
«Zwei und dreidimensional» ist noch bis 23. Februar im Künstlerhaus Solothurn zu sehen.