Sie foltern Flüchtlinge für Lösegeld
Systematisch entführen Beduinen in der Wüste Flüchtlinge aus Eritrea. Sie malträtieren sie und verlangen von ihren Angehörigen horrende Summen für die Freilassung. Die Eritreerin Alganesh Fessaha versucht ihren gefangenen Landsleuten zu helfen.
lganesh Fessaha hält sich an einem jungen Baum fest, ihre feingliedrige Hand ruht auf der Rinde. Anlässlich einer Ehrung in Mailand nimmt sich die Eritreerin im «Garten der Gerechten» Zeit für ein Gespräch. Sie wählt ihre Worte sorgfältig aus, hält inne, sooft ihre Gedanken es verlangen. «Stopp der Gleichgültigkeit», sagt sie. «Schluss mit den Schreckenstaten in der Sinai-Wüste. Wir müssen das Massaker stoppen.» Mit den Schreckenstaten meint sie den Menschenhandel in der ägyptischen Wüste, dem zwischen 2009 und 2013 gegen 30 000 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Die Gefangenen befreien erpresst.
«Sie müssen die Familie anrufen, und während des Telefonats werden sie gequält. Ihre Schmerzensschreie veranlassen die Familien, alles Erdenkliche zu tun, um den Forderungen nachzukommen », sagt Fessaha. «Sie reissen ihnen einzeln Nägel aus, fügen ihnen auf dem Kopf und auf dem Rücken mit geschmolzenem Plastic Verbrennungen zu.» Fessaha weiss von an den Füssen aufgehängten Menschen, die mit glühenden Eisen verletzt werden, von Frauen, die festgebunden und von fünf, sechs Männern vergewaltigt werden, manchmal vor ihren Kindern. Sie schätzt, dass einer von drei Gefangenen die Folterungen auf dem Sinai nicht überlebt. Die Leichen würden in der Wüste zurückgelassen oder in Massengräber geworfen. Sie habe Tote...