Über das Erinnern und Vergessen in ungewöhnlichen Zeiten
Das Kunstmuseum Olten präsentiert die Ausstellung «Memory»
Dass wir die Pandemie so schnell nicht vergessen werden, ist geschenkt. Doch wie wird sie ins kollektive Gedächtnis Eingang finden? Es sind diese und andere Fragen zum Erinnern und Vergessen als menschliche Fähigkeiten, die einen die aktuelle Ausstel-lung des Kunstmuseums Oltenvergegenwärtigt. Subtil und implizit. Mit «Memory. Über die Erinnerung und das Vergessen in ungewöhnlichen Zeiten» vereinen Kuratorin Dorothee Messmer und Co-Kuratorin Katja Herlach über 30 zeitgenössische Positionen und einige Werke aus der Sammlung zu einer reichhaltigen Ausstellung. Über drei Stockwerke taucht man ein in die facettenreichen künstlerischen Annäherungen, die in ihrer Herangehensweise sowie medial äusserst unterschiedlich ausfallen.
Erinnerung an Sommertage – und Krieg
Mit der Installation «Wiese» des Zürcher Künstlerduos huber.huber startet der Rundgang, der einen zuerst einmal an das ganz persönliche Erinnern erinnert. Eine grossformatige Schwarz-Weiss-Fotografie von wild wachsendem Rasen, genauer einer ungemähten Wiese, im unteren Bereich darüber und daneben gehängt drei deutlich kleinere gerahmte Schwarz-Weiss-Fotografien der vermutlich gleichen Wiese, hinter grün eingefärbtem Glas.
Ein Diffusor links neben der Fotografie verströmt den Duft von frisch geschnittenem Gras. Dieser weckt im Betrachter eine positive Wertung, wenn nicht sogar eigene Erinnerungen an
vergangene Sommertage. Erst der zweite Blick, spätestens aber die Lektüre des Saaltextes, entlarvt die Wiese als Bombenkrater. Die vermeintliche Idylle kippt damit schlagartig ins Gegenteil. Über die Gräueltaten des Kriegs vermag kein Gras zu wachsen. Oder beginnen sie im kulturellen Gedächtnis tatsächlich zu verblassen?